Die Torres Venecianes, die Venezianischen Türme an der Plaça d’Espanya in Barcelona waren 1929 eines der Wahrzeichen der 20. Internationalen Weltausstellung Exposició Internacional de Barcelona. Die 47 Meter hohen Türme sind dem Campanile, dem weltbekannten Glockenturm der Basilica di San Marco in Venedig, nachempfunden. Sie wurden 1929 von Ramon Reventés gebaut und markieren auch heute noch den Beginn der Prachtstraße Avinguda de la Reina María Christina. Zwischen den Türmen befand sich der Haupteingang zur Ausstellung.
Die 20. Internationale Weltausstellung hat bis heute einen großen Einfluss auf unsere Kultur. Denn ein Ausstellungsgebäude hat die Architektur nachhaltig verändert: Der Deutsche Pavillon. Von Ludwig Mies van der Rohe entworfen, setzt er bis heute Maßstäbe und war das erste Gebäude mit einem so genannten »Freien Grundriss«.
80 Jahre nach der Weltausstellung zitiert der japanische ArchitektToyo Ito die Venezianischen Türme mit seinem auffälligen roten Turmpaar, den Porta Fira Towers am Eingang der Messe Fira de Barcelona. Die 2010 fertig gestellten Türme, die bereits beim Anflug auf den Flughafen die Silhouette der Stadt definieren, beherbergen ein Hotel und eine Büronutzung. Die knapp über 110 Meter hohen auffälligen Türme stehen in einem subtilen Dialog zueinander und bilden, trotz des formalen klaren Kontrastes in der Fassade, eine harmonische Einheit. Sie sind mit einem gemeinsamen Atrium verbunden.
Für Toyo Ito und das von Fermín Vázquez geleitete und an der Realisierung beteiligte spanische Architekturbüro b720 Arquitectossind sie das Tor zur Stadt L’Hospitalet de Llobregat. Der Ort ist immerhin die zweitgrößte Stadt der spanischen Region Katalonien, wird jedoch von Touristen, die vom internationalen Flughafen El Prat kommen, meist als reiner Vorort von Barcelona wahrgenommen. L’Hospitalet de Llobregat boomt und ist mittlerweile eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt. Nur einen Steinwurf von Toyo Itos Türmen entfernt hat ein anderer Großmeister der Architektur seine Spuren hinterlassen: Das Renaissance Barcelona Fira Hotel, ebenfalls ein Doppelturm, von Jean Nouvel und Ribas & Ribas wurde 2012 eröffnet.
Das gut laufende Hotel Porta Fira ist bestens mit öffentlichen Verkehrsmitteln an die Innenstadt von Barcelona und zum Flughafen El Prat angebunden. Der geometrisch äußerst komplex konstruierte rote Turm ist eine Metapher der Lotusblüte und ähnelt der organischen Form der Pflanze.
Die innere Hülle der zweischaligen Fassade besteht aus massiven Wandscheiben mit rechteckigen Fensteröffnungen bzw. einer Aluminium-Glas-Fassadenfläche, die die klassischen bauphysikalischen Funktionen einer Außenfassade erfüllen. Davor hängt eine über die gesamte Höhe des Gebäudes durchgehende, markante Konstruktion aus roten Aluminiumröhren, die der variablen Geometrie des Turmes folgt. Das Hotel ist in der Höhe unterteilt. Die Geometrie der zwei unteren Drittel wird im Grundriss variabel gedreht und verschoben, während im oberen Drittel der Grundriss verformt und skaliert, um die Oberfläche und den Umfang des Turms zu erhöhen. Die Nutzfläche des Hotels beträgt mehr als 34.700 Quadratmeter, bei einer Höhe von über 110 Metern mit 26 Stockwerken.
Das benachbarte Bürogebäude – orthogonal in der Form und senkrecht auf der Mittelachse der Plaza Europa positioniert – markiert das Ende des Platzes und steht im Dialog mit dem gegenüberliegenden, ebenfalls von Toyo Ito entworfenen Messegebäude Gran Via.